Die überlastete Leber als Ursache des chronischen Müdigkeits-Syndroms (CFS und Burnout-Syndrom)
„Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“, sagt der Volksmund. Wie Recht er damit hat und wie Müdigkeit mit dem Leberstoffwechsel, der Ernährung und Giften zu tun hat, soll hier einmal beleuchtet werden. Wahr ist, dass Müdigkeit als Zeichen von Erschöpfung und als wichtiger körperlicher Hinweis innezuhalten, verstanden werden soll. Auffällige Müdigkeit mit Begleitsymptomen wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwächen trotz ausreichendem Schlaf stellen eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität dar und verhindern, das (Arbeits)-Leben aktiv und leistungsfähig zu gestalten.
Seit einigen Jahren kursiert neben dem Begriff „Chronisches Müdigkeits-Syndrom“ (original: „Chronic-Fatigue-Syndrom“, CFS) auch die Bezeichnung „Burnout-Syndrom“. Lange war strittig, ob es sich eher um eine psychische oder doch um eine körperliche Erkrankung handelt. Heute ist klar, dass es sich keinesfalls um eine psychische, sondern definitiv um ein körperliches Leiden handelt, welches, bei konsequenter und richtiger Herangehensweise, stark gemildert und in den allermeisten Fällen auch geheilt werden kann.
Folgende Merkmale kennzeichnen ein sich manifestierendes Burnout-Syndrom:
- generelle körperliche Erschöpfung, es findet keine Erholung mehr statt
- emotionale Erschöpfung, Interesselosigkeit
- niedrige Ansprüche an sich selbst
- negative Einstellungen, starke und schnelle Ermüdung bei Bewegung,
- Frustration, Hilflosigkeit und zunehmende Zurückgezogenheit (soziale Isolation)
- Wutanfälle, gerade gegenüber Schwächeren, Jähzorn
- man agiert nicht mehr, sondern reagiert nur noch
- permanente, starke Müdigkeit
- Arbeitsunfähigkeit
Ernährung und chronische Müdigkeit
Eine große Rolle bei dem Symptom „auffällig starke Müdigkeit“ spielt die Ernährung. Leicht verwertbare Kohlehydrate (Zucker), ein Mangel an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und ein zuviel an kurzfristig aufputschenden, langfristig aber ermüdenden „Energizern“ (Kaffee, Cola) spielen in der Kombination ein unseliges Spiel.Leicht verwertbare Kohlehydrate:
Durch die Zufuhr von leicht verwertbaren Kohlehydraten (in Form von Weißmehlprodukten, Zucker, also Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index {s. Liste unten}) kommt es zu einem steilen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Dieser führt zum einem natürlich zu sofort/kurzfristig verfügbarer Energie, andererseits aber auch zu einer stark ansteigenden Insulinausschüttung unter hoher Belastung der Bauchspeicheldrüse.
In der Folge sinkt – weil es sich eben gerade um kurzfristig verfügbare Energie handelt – der Blutzuckerspiegel stark ab, weil
a) die Kohlehydrate verwertet sind und
b) die Insulinausschüttung wirkt.
Das erneute Bedürfnis nach „Süßigkeiten“ entsteht, weil der rasche Energieabfall wichtige Organe (hauptsächlich das Gehirn) zu schwächen droht. Man schwankt also ständig zwischen Zuständen der „Überversorgung“, die durch Insulin reguliert werden müssen und Zuständen der Unterzuckerung (Hypoglykämie), die sich durch Müdigkeit, Kopfschmerz, Unkonzentriertheit, Zittern und allgemeiner Schwäche zeigt. Bedingt durch dieses Auf-und-Ab und der dadurch so starken Belastung der Organe wie Bauchspeicheldrüse und Leber (die ja die überschüssige Energie verstoffwechselt und dann wohldosiert an den Körper abgeben soll) kommt es zu Funktionsstörungen. Ähnlich wie bei einer Batterie kann der Vorgang des Auf- und Entladens nur dann langfristig funktionieren, wenn es nicht zu ständigen Spitzen zwischen „Speichern“ und „Abgeben“ kommt. Die so hervorgerufene Leberschwächung ist ein Einstieg in das Burnout-Syndrom.
Weitere Folgen dieser Ernähungsweise:
Menschen mit psychischen Vorerkrankungen können eine Verschlechterung Ihrer Symptome erleben, gerade Angstzustände und Phobien werden durch hypoglykämische Zustände mit ausgelöst. Weitere mögliche Folgen dieser Fehlernährung sind – neben oben genannten Symptomen – Bauchspeicheldrüsenerkrankungen und – langfristig – Diabetes mit schlimmstenfalls beginnender Insulinresistenz.
Neben einer Umstellung der Ernähungsgewohnheiten auf Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index (s. Liste), verteilt auf mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag und ausreichend Bewegung sind folgende Nährstoffe besonders zu empfehlen:
Eine Grundversorgung mit mindestens 200 mcg Chrom, mindestens 25 mg Zink und 100 mcg Selen sowie ausreichend Vitamin C. Ein hochdosierter Vitamin B‑Komplex. Ein Fettsäurenkomplex mit EPA, DHA (Fischöl) und GLA (Borretsch- bzw. Nachtkerzenöl). Bei Schädigung der Bauchspeicheldrüse – zumindest vorübergehend – Verdauungsenzyme wie Amylase und Protease, ggf. Pankreatin.
Lebensmittel und ihr glykämischer Index
Hoher Index | Niedriger Index |
---|---|
Baguette | Mais |
Cornflakes | Kartoffeln |
Reis | Laugenbrezeln |
Pommes Frites | Bananen |
Rosinen | Chips |
Fettarme Eiskreme | Hirse |
Aprikose | Roggenbrot |
Sauerteigbrot | Haferschleim |
Tomatensuppe | Apfel |
Birne | Kirschen |
Erdnüsse | Grüne Bohnen |
Joghurt | Fettreiche Eiskreme |
Linsen | Pfirsich |
Ein Mangel an mehrfach ungesättigten Fettsäuren:
Eine weitere ernährungsbedingte Mit-Ursache für das Burnout-Syndrom ist der Mangel an essentiellen Fettsäuren. Hier ist der Zusammenhang so unglaublich tief im Stoffwechsel des Menschen verankert, dass jeder davon wissen muss. Der Körper produziert Eikosanoide. Eicosanoide sind die „Superhormone“ des Körpers und werden von jeder lebenden Körperzelle produziert. Sie kontrollieren alle Hormonsysteme des Körpers und praktisch jede physiologische Vitalfunktion! Zu den Eicosanoiden gehören bspw. die Prostaglandine, die Leukotriene, die Thrombaxane und viele weitere. Allen ist gemein, dass sie in richtiger Menge am richtigen Ort für Vitalität sorgen, allerdings in falscher Menge oder am falschen Ort für ernsthafte Gesundheitsschäden verantwortlich sind. Die Kontrolle der körpereigenen Produktion von Eicosanoiden ist also ein wesentlicher Faktor zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Durch die Nahrung zugeführte Fettsäuren stellen die Hauptquelle zur Herstellung von Eicosanoiden dar. Aus der Nahrung nehmen wir Fettsäuren, meist Linolsäure auf. Diese Fettsäure wird im Körper durch ein Enzym (Delta-6-Desaturase) in Gamma-Linolensäure (GLA) umgewandelt. GLA (eine sogenannte „aktivierte“ essentielle Fettsäure) ist die Quelle, aus der Eicosanoide hergestellt werden.
Folgende kritische Phasen gibt es, in der der Körper nicht in der Lage ist, Linolsäure in GLA umzuwandeln, da das Enzym Delta-6-Desaturase fehlt oder zu wenig vorhanden ist:
- Die ersten 6 Monate nach der Geburt – deshalb ist Muttermilch die reichste Quelle an GLA.
- Durch den Alterungsprozess (ab dem 30. Lebensjahr) verringert sich die Aktivität des Enzyms.
- Virusinfektionen verringern die Aktivität des Enzyms.
- Diäten (vor allem solche, die reich an Kohlehydraten sind) verlangsamen die Delta-6-Desaturase-Tätigkeit.
- Die Folge: durch weniger GLA verlangsamt sich die Eicosanoid-Produktion.
- Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin hemmen Delta‑6 und stehen so langfristiger Gesundheit im Wege.
Vermeiden Sie also eine zeitlang alles, was die körpereigene Eicosanoid-Produktion gefährdet. Ernähren sie sich von mehreren Mahlzeiten am Tag (mind. 5), die jeweils ein ausgewogenes Verhältnis von Kohlehydraten (40 %) Fett (30 %) und Eiweiss (30 %) und meiden sie gehärtete Fette.
Achten Sie auch bei den Zwischenmahlzeiten darauf, dass diese nicht nur aus Kohlehydraten bestehen. Als Nahrungsergänzung bietet sich neben der Grundversorgung unbedingt die Einnahme von Fischöl mit hohen EPA/DHA Anteilen, auch die direkte Einnahme von GLA aus Borretschsamenöl oder Nachtkerzenöl an, gerade, wenn durch Alter oder Fehlernährung bzw. Krankheit wahrscheinlich das Enzym Delta-6- Desaturase gehemmt ist.
„Energizer“ und ihre wahre Wirkung
Im Alltag spielen, gerade für Menschen die sich chronisch müde fühlen, vermeintlich mild aufputschende Substanzen, meist Koffein, auf Dauer eine große Rolle. Hier ist die Macht der Gewohnheit (morgens trinke ich immer 2 Tassen Kaffee …) und in der Folge die körperliche Abhängigkeit der ärgste Feind, beim Versuch den Konsum einzuschränken. Koffein wird in der Leber abgebaut. Dies funktioniert normalerweise zuverlässig und über Jahre ohne nennenswerte Beschwerden, wenn aber die Menge immer weiter angehoben wird (4 und mehr Tassen Kaffee am Tag), wird die Leber überlastet. Das Symptom für eine überlastete Leber kennen wir alle – Müdigkeit. So beginnt sich der Kreislauf zu drehen, Müdigkeit wird kompensiert mit Koffein und leicht verdaulichen Kohlehydraten, eine Verbindung, die auf Dauer zu ernsthaften Befindlichkeitsstörungen führt. Besonders verheerend in diesem Zusammenhang wirken natürlich Cola-Getränke, da sie bereits eine hohe Menge an Kohlehydraten in Form von Zucker enthalten und somit auch noch die Bauchspeicheldrüse überlasten und damit für Blutzuckerschwankungen mit den beschriebenen Folgen verantwortlich sind.
Ein zu schnelles Absetzen bei langjähriger Gewöhnung führt zu Entzugserscheinungen. Deshalb beginnen Sie mit Reduzierung und bewusstem Ausschleichen über mehrere Wochen. Ganz wichtig ist es auch, viel Wasser zu trinken, um Nieren und Leber zu entlasten und mit entsprechenden Mineralstoffen die Ausschwemmung (Kaffee wirkt dehydrierend) zu kompensieren.
Wenn Sie zu alter Schaffenskraft zurückgefunden haben, sind ein bis zwei Tassen Kaffee auch in Zukunft wieder erlaubt. Nur der allzu hohe und regelmäßige Konsum von Koffein belastet, ansonsten kann ein gesunder Körper durchaus den ein oder anderen Schluck vertragen. Solange man allerdings unter chronischer Müdigkeit leidet, sollten alle leberbelastenden Stoffe strikt gemieden bzw. nach und nach ausgeschlichen werden.
Aus pflanzenheilkundlicher Sicht kommt in erster Linie das leberstärkende Präparat Mariendistel in Frage. Die kurweise Einnahme regt die Bildung neuer Leberzellen an und hilft bei der Entgiftung und Entschlackung bereits beschädigten Gewebes. Aus orthomolekularer Sicht wird die Leberstoffwechsel anregende Aminosäure L‑Carnitin (500 mg auf nüchternen Magen) und, da in der traditionellen chinesischen Medizin Leber und Herz eine Achse bilden, Co-Enzym Q 10 in einer Dosierung von 30 – 100 mg empfohlen. Des weiteren ist Q 10 das Energie-Enzym und allein aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben im Organismus bei allen Arten von chronischen Erkrankungen angezeigt.
Virale Belastungen als Ursache für chronische Müdigkeit
Eine zweite, ganz wesentliche Ursache für chronische Müdigkeit ist die Belastung mit einem stark energieverbrauchendem Virus. Jeder Mensch ist mit verschiedensten Viren infiziert, die – unter normalen Umständen – vom Immunsystem in einer Art „Parkposition“ gehalten werden können. Eine Schwächung des Immunsystems durch eine akute Infektion, Umwelteinflüsse, Stress oder schlechte Ernährung mit Mängeln in der Nährstoffversorgung können solche Viren aktivieren und latente Beschwerden auslösen, die nur sehr schwer zu lokalisieren sind. In den allermeisten Fällen ist es der Eppstein-Barr-oder ein Herpes-Virus, der die Schwächung hervorruft. Der Eppstein-Barr-Virus ist besonders ausdauernd und heimtückisch, er tritt (allerdings meist mit großem zeitlichen Abstand) nach Infektionen mit dem Pfeiffrischen Drüsenfieber auf. Ärzte können Eppstein-Barr-Infektionen nachweisen und so wenigstens die Ursache eindeutig identifizieren.
Bei solch stark energieraubenden viralen Infekten muss dann in erster Linie natürlich das körpereigene Immunsystem gestärkt und der Virus ausgeleitet oder doch wenigstens gehemmt werden. Hilfreich sind pflanzliche Heilmittel, die auch gegen Viren wirksam sind, wie z. B. Olivenblatt-Extrakt, asiatische Pilzextrakte (Shiitake, Maitake, Reishi) oder auch unser heimischer Knoblauch. Gleichzeitig muss auch der Grund der Schwächung, der das Virus aus der „Parkposition“ geweckt hat, ursächlich abgestellt werden. Dies sind neben genannten und nötigen Ernährungs- und/oder Verhaltensänderungen eben auch etwaige Schwermetallbelastungen (Amalgan, Aluminium) oder Vergiftungen durch Wohngifte wie Lösungsmittel oder Schimmelpilze.
Die erfolgreiche Bekämpfung des chronischen Müdigkeitssyndroms:
Häufig finden sich bei Menschen, die unter chronischer Müdigkeit leiden gleich mehrere Ursachen: Es gibt eine Belastung mit Eppstein-Barr, diese wird aktiviert durch Mangelernährung, Stress und Genussgifte wie Kaffee, Rauchen oder Alkohol, die die Leber einfach überfordert. Bedingt durch Fehlernährung ist dann auch der Eicosanoid-Stoffwechsel gehemmt, was das Risiko chronischer Krankheiten und Immunschwäche noch zusätzlich fördert. Folglich steht zuerst die Analyse des Ist-Zustandes und die Bestimmung der wahrscheinlichsten Ursachen der Symptome. Danach folgt die Umstellung – soweit nötig – der Ernährungsgewohnheiten und die Ergänzung der Nahrung mit speziellen Nährstoffen wie oben aufgeführt. Ist auch eine Virus-Belastung wahrscheinliche Mit-Ursache der Beschwerden sollte unbedingt neben den genannten virushemmenden Pflanzenextrakten auch der stark immunsystemstimulierende Lärchen-Extrakt (Wirkstoff: Arabinogalactan) zur Anwendung kommen. Dann steht einer raschen Rückkehr in ein aktives und gesundes Leben nichts mehr im Wege.
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