Beta-Caro­tin und ande­re bio­ak­ti­ve Carotinoide

In die­sem Arti­kel beschäf­ti­gen wir uns mit den bio­ak­ti­ven Caro­ti­no­iden und Ihren anti­oxi­da­tiv­en und krebs­hem­men­den Eigenschaften.

Über Bio-Caro­tin und ande­re bio­ak­ti­ve Caro­ti­no­ide, Ihre anti­oxi­da­tiv­en und krebs­hem­men­den Eigen­schaf­ten und was bei ihrer Anwen­dung beach­tet wer­den sollte.

Wis­sen­schaft­ler bemü­hen sich immer, die Phä­no­me­ne, die sie unter­su­chen, auf mög­lichst weni­ge oder sogar eine ein­zi­ge Ursa­che zurück­zu­füh­ren. Die­ses Prin­zip gilt auch in der Medi­zin. Ist eine Krank­heit dia­gnos­ti­ziert, d. h. dann besteht das Ide­al dar­in, genau die Arz­nei-Sub­stanz zu fin­den und zu ver­ab­rei­chen, die die Fähig­keit besitzt, hei­lend auf die ermit­tel­te Krank­heits­ur­sa­che ein­wir­ken zu kön­nen. Um sie gezielt the­ra­peu­tisch ein­zu­set­zen, muss der Medi­zi­ner also selbst­ver­ständ­lich wis­sen, wel­che Eigen­schaf­ten die von ihm ver­ord­ne­ten Arz­nei­mit­tel haben.

Auch die For­scher, die sich mit den Bestand­tei­len unse­rer Nah­rung und ihren phy­sio­lo­gi­schen Funk­tio­nen in unse­rem Kör­per befas­sen, wen­den die­se Metho­dik an. Sie iden­ti­fi­zier­ten zunächst ein­zel­ne Sub­stan­zen, bei­spiels­wei­se Vit­amin C, und unter­such­ten dann die Rol­le, die die­se Ein­zel­sub­stan­zen im Orga­nis­mus spie­len, wel­che Fol­gen ein Man­gel hat usw.

Sie wie­sen auf die­se Wei­se nach, daß Vit­amin C – um bei die­sem Bei­spiel zu blei­ben – die Fähig­keit besitzt, Skor­but zu ver­hin­dern. Nach­dem die­se Eigen­schaft des Vit­amins C bekannt war, konn­te es gezielt ein­ge­setzt wer­den, um den Aus­bruch der Krank­heit zuver­läs­sig zu verhindern.

Den Wirk­me­cha­nis­mus ein­zel­ner Vit­ami­ne zu erken­nen, war eine groß­ar­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Leis­tung, denn dadurch wur­de ihr prak­ti­scher Ein­satz für die Erhal­tung und Ver­bes­se­rung der Gesund­heit von Mensch und Tier über­haupt erst mög­lich. Den­noch bemerk­ten die For­scher bald, dass die iso­lier­ten Vit­ami­ne, die spä­ter dann zuneh­mend nicht mehr aus den natür­li­chen Nah­rungs­quel­len gewon­nen, son­dern in indus­tri­el­len Ver­fah­ren künst­lich syn­the­ti­siert wurden,
zum Teil weni­ger wirk­sam waren oder ande­re Eigen­schaf­ten auf­wie­sen als in ihrem ursprüng­li­chen natür­li­chen Nahrungsverbund.

Beta-Caro­tin

Ein gutes Bei­spiel, um die­sen Sach­ver­halt und sei­ne Bedeu­tung zu illus­trie­ren, ist das Beta-Caro­tin. Um sei­ne Rol­le bes­ser zu ver­ste­hen, ist an die­ser Stel­le noch eine Vor­be­mer­kung nötig:

Als die Haupt­ur­sa­che dege­ne­ra­ti­ver Erkran­kun­gen, Krebs, Herz­lei­den und sogar als pri­mä­rer Aus­lö­ser des alte­rungs­be­ding­ten Abbaus von Organ­funk­tio­nen gel­ten heu­te die frei­en Radi­ka­le. Das sind aggres­si­ve Sub­stan­zen, die unse­re Kör­per­zel­len angrei­fen, ihre Funk­ti­on schwä­chen und schließ­lich zer­stö­ren kön­nen. Sie lösen in den Zel­len uner­wünsch­te Oxi­da­ti­ons­vor­gän­ge aus; die Belas­tung des Orga­nis­mus durch freie Radi­ka­le wird des­halb auch als „oxi­da­tiv­er Stress“ bezeich­net. Oxi­da­tiv­er Stress lässt uns vor­zei­tig altern und macht uns anfäl­lig für Krebs und Herz­lei­den. Die Natur stellt uns nun Nah­rungs­be­stand­tei­le zur Ver­fü­gung, unser kör­per­ei­ge­nes Abwehr­sys­tem stär­ken und die Angrif­fe der gefähr­li­chen Radi­ka­le neu­tra­li­sie­ren kön­nen. Die­se „Radi­ka­len­fän­ger“ wer­den auch Anti­oxi­dan­ti­en genannt.

Zu den wirk­sams­ten Anti­oxi­dan­ti­en gehört neben den Vit­ami­nen A, C und E und dem Spu­ren­ele­ment Selen der Pflan­zen­farb­stoff Beta-Caro­tin. (Mit die­sem Pig­ment schützt sich die Pflan­ze selbst vor oxi­da­tiv­em Stress, dem sie z. B. durch die ultra­vio­let­te Strah­lung der Son­ne aus­ge­setzt ist.) Der Oxi­da­ti­ons­schutz, den Beta-Caro­tin dem mensch­li­chen Orga­nis­mus geben kann, wur­de in Hun­der­ten von wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen ein­deu­tig nach­ge­wie­sen. Eine bedeut­sa­me Tat­sa­che, die meist über­gan­gen wird, war dabei der Umstand, dass das für die meis­ten die­ser Unter­su­chun­gen ver­wen­de­te Beta-Caro­tin aus natür­li­che Nah­rungs­quel­len stamm­te, also aus Grün­kohl, Toma­ten, Brok­ko­li, Spi­nat oder Wassermelonen.

Mit­te der 90er Jah­re wur­den die Ergeb­nis­se von zwei groß ange­leg­ten Stu­di­en ver­öf­fent­licht, die welt­weit gro­ße öffent­li­che Beach­tung fan­den, die so genann­te Finn­land-Stu­die und die ame­ri­ka­ni­sche CARET-Stu­die. Neben posi­ti­ven Erkennt­nis­sen ergab sich in bei­den Stu­di­en ein alar­mie­ren­des – und in der Fol­ge­zeit kon­tro­vers dis­ku­tier­tes – Ergeb­nis: Die Rate der wäh­rend des Ver­laufs der Unter­su­chung an Lun­gen­krebs Erkrank­ten lag am Ende bei der Beta-Caro­tin-Grup­pe höher als bei der Ver­gleichs­grup­pe, die kein Beta-Caro­tin genom­men hat­ten. Was war gesche­hen? Hat­ten am Ende die Vit­amin­geg­ner recht, die den Nut­zen einer Sup­ple­men­tie­rung schon immer in Zwei­fel gezo­gen hatten?

Für die ernst­haf­ten Vit­am­in­for­scher waren die­se nega­ti­ven Ergeb­nis­se nicht ganz so uner­war­tet wie für die brei­te Öffent­lich­keit, zumal bei­de Stu­di­en gra­vie­ren­de metho­di­sche Män­gel hat­ten, die die Aus­sa­ge­kraft der Ergeb­nis­se infra­ge stell­ten. Aber ein ande­rer Punkt war entscheidend:

Iso­lier­tes, syn­the­ti­sier­tes Beta-Caro­tin ohne Wirkung

Das in die­sen Ver­su­chen ver­wen­de­te Beta-Caro­tin ent­hielt keins der ande­ren Mit­glie­der der Caro­tin-Fami­lie, mit denen es im natür­li­chen Zusam­men­hang stets gemein­sam auf­tritt. Ver­ab­reicht wur­de eine iso­lier­te, im Labor syn­the­tisch erzeug­te Sub­stanz. Dadurch wur­de ein Grund­prin­zip der leben­di­gen Natur ver­letzt, wel­ches lau­tet: “Alles ist mit allem verbunden.”

Beta-Caro­tin ent­fal­tet sei­ne eigen­stän­di­gen anti­oxi­da­tiv­en, immun­stär­ken­den und krebs­hem­men­den Eigen­schaf­ten erst, wenn es mit den ande­ren Anti­oxi­dan­ti­en (vor allem Vit­amin C, E und Selen) zusam­men im Orga­nis­mus anwe­send ist. Und es ent­fal­tet sei­ne Fähig­kei­ten am bes­ten, wenn es dem Kör­per in sei­nem natür­li­chen Zusam­men­hang, also zusam­men mit ande­ren Caro­ti­no­iden, vor allem Alpha-Caro­tin, Lut­ein, Lyco­pen und Zea­x­an­thin, zuge­führt wird. Wo die­ser Grund­satz beach­tet wur­de, zeig­ten sich posi­ti­ve Resul­ta­te. (So ergab sich seit­her bei der mit 30.000 Teil­neh­mern durch­ge­führ­te Linxi­an-Stu­die, bei der die Pro­ban­den Beta-Caro­tin, Vit­amin E und Selen erhiel­ten, ein Rück­gang der durch Krebs ver­ur­sach­ten Todes­fäl­le von 13 % und ein Rück­gang der Sterb­lich­keit ins­ge­samt von 9 % gegen­über der unbe­han­del­ten Vergleichsgruppe.)

Die Leh­ren, die wir als Ver­brau­cher aus die­sen Stu­di­en zie­hen kön­nen, sind einfach:

  1. Wir nut­zen die pro­tek­ti­ve Akti­vi­tät von Beta-Caro­tin am bes­ten, wenn wir gleich­zei­tig die Ver­sor­gung mit den ande­ren Anti­oxi­dan­ti­en, vor allem Vit­amin C, E und Selen, sicherstellen.
  2. Den größ­ten gesund­heit­li­chen Nut­zen lie­fern Beta-Caro­tin-Prä­pa­ra­te, die auch die ande­ren Caro­ti­no­ide enthalten.

Die bes­ten natür­li­chen Quel­len für die­se Caro­tin-Com­ple­xe sind die Mikro­al­ge Duna­liel­la sali­na, ande­re Algen wie Spi­ru­li­na, Karot­ten, Zitro­nen­gras und Yams-Wurzel.

Es exis­tie­ren über 600 ver­schie­de­ne Carotinoide

Beta-Caro­tin – vor allem als Pro-Vit­amin A, wel­ches in der Leber nach Bedarf in Vit­amin A umge­wan­delt wer­den kann – ist zwar das weit­aus popu­lärs­te Mit­glied der gros­sen Caro­ti­no­id-Fami­lie, aber eben nur eins von über 600 bis jetzt bekann­ten Fami­li­en­mit­glie­dern. Davon kom­men etwa 50 in ess­ba­ren Früch­ten und Gemü­se­sor­ten vor. Ihre gut erforsch­ten Haupt­ver­tre­ter, Alpha-Caro­tin, Beta-Caro­tin, Lut­ein, Zea­x­an­thin und Lyco­pen haben so ein­drucks­vol­le pro­tek­ti­ve Fähig­kei­ten, dass sie als die „Star-Anti­oxi­dan­ti­en“ des 21. Jahr­hun­derts ange­se­hen wer­den. So berich­tet der bekann­te Vit­amin­ken­ner und Autor Earl Min­dell, dass Alpha-Caro­tin z. B. bis zu zehn­mal wirk­sa­mer als Beta-Caro­tin sein kann, um Haut, Augen, Leber und Lun­ge vor Schä­den durch Freie Radi­ka­le zu schüt­zen. Bei Tie­ren hat man eine dras­ti­sche Redu­zie­rung von Tumo­ren fest­ge­stellt. Lut­ein ist beson­ders hilf­reich zum Schutz der Augen, denn es kann Radi­ka­le aus­schal­ten, die durch schäd­li­che UV-Strah­lung erzeugt wer­den. Lut­ein zögert so die gefürch­te­te Maku­la­de­ge­ne­ra­ti­on hin­aus, die die häu­figs­te Ursa­che für Blind­heit bei Men­schen über 65 ist. Einen ähn­li­chen Schutz bie­tet auch das Caro­ti­no­id Zeaxanthin.

Lyco­pen, der rote Farb­stoff in Toma­ten und Was­ser­me­lo­nen, hemmt nach den Anga­ben von Earl Min­dell das Wachs­tum vie­ler Arten von Krebs­zel­len und bie­tet erhöh­ten Schutz vor den Kar­zi­no­ge­nen im Tabak­rauch und vor der UV-Strah­lung im Son­nen­licht. Rau­cher mit nied­ri­gem Lyco­pen-Spie­gel erkran­ken vier­mal häu­fi­ger an Lun­gen­krebs als Rau­cher mit hohen Lyco­pen­wer­ten im Blut. Die höchs­te Kon­zen­tra­ti­on von Lyco­pen fin­det sich in der Pro­sta­ta-Drü­se und man weiß schon lan­ge, dass Män­ner, die regel­mä­ßig (lyco­pen­rei­che) Toma­ten-Pro­duk­te ver­zeh­ren, ein deut­lich gerin­ge­res Risi­ko haben, an Pro­sta­ta­krebs zu erkranken.

Da die Blut­ly­co­pen­wer­te mit zuneh­men­dem Alter sin­ken, rät Min­dell des­halb: „Wenn Sie älter als 50 Jah­re sind und nicht täg­lich Toma­ten­pro­duk­te zu sich neh­men, emp­fiehlt sich also 1 Kap­sel mit 6 – 10 mg Lyco­pen täg­lich zum Essen.“

Erst kürz­lich führ­te das Ann-Kar­ma­nos-Krebs-Insti­tut in Detroit eine Stu­die mit 30 Pati­en­ten durch, bei denen Pro­sta­ta-Krebs fest­ge­stellt und ein chir­ur­gi­scher Ein­griff geplant war. Die Män­ner wur­den nach dem Zufalls­prin­zip in zwei Grup­pen geteilt. Die ers­te Grup­pe erhielt täg­lich 30 mg Lyco­pen, die ande­re Grup­pe ein Pla­ce­bo. Nach einem Monat waren die PSA-Wer­te, ein Mass für die Tumor-Akti­vi­tät, bei der Lyco­pen-Grup­pe um 20 % gefal­len; bei den Pati­en­ten, die das Schein­prä­pa­rat genom­men hat­ten, waren die Wer­te unver­än­dert. Die Ärz­te stell­ten auch fest, dass sich das von Krebs befal­le­ne Gewe­be bei den Lyco­pen-Anwen­dern in den Pro­sta­ta-Drü­sen weni­ger aus­ge­brei­tet hat­ten. Es zeig­ten sich sogar schon Anzei­chen von Rück­bil­dun­gen sowie eine ver­rin­ger­te Bösartigkeit.

Kategorien: Carotinoide und Krebs.